Häufig wird mir die Frage gestellt, womit ich Websites erstelle.
Meine Antwort „mit WordPress“ wird in der Regel mit einem kurzen Schweigen und der Nachfrage „Ach, das ist auch so ein Baukasten, oder?“ erwidert.
Um ein wenig Aufklärung zu betreiben, besprechen wir in diesem Artikel, was WordPress ist und wie es funktioniert.
Robert Rosanke
Webentwickler
Inhaltsverzeichnis
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Einsatzgebiete
WordPress ist ein Open Source Content Management System (CMS), mit dem Website- und Webanwendungen über eine benutzerfreundliche Oberfläche im Browser verwaltet werden können.
Besonders Online-Marketer und Blogger entscheiden sich aufgrund der einfachen Verwaltungs- und Veröffentlichungsmöglichkeiten häufig für WordPress anstatt für andere CMS.
Durch den offenen Quellcode lässt sich das CMS nach Belieben anpassen und erweitern, sodass auch für viele KMU die passende WordPress Website erstellt werden kann.
Webprojekte, die mit WordPress umgesetzt werden
- Unternehmenswebsites
- Vereinshomepages
- kleine Online Shops
- Mehrsprachige Websites
- Blogs und Online Magazine
Das Besondere
Als neuer Nutzer kannst du dir relativ schnell und einfach ein Hosting-Paket buchen, auf dem Webspace WordPress installieren und anschließend ohne Programmierkenntnisse eine eigene Website erstellen.
Das klingt auf den ersten Blick ziemlich nach Baukasten. Und die haben bekanntlich einen schlechten Ruf, weil der Zugriff auf den Server fehlt und sie für professionelle Zwecke schwer erweiterbar sind.
Ist WordPress ein Baukasten?
Eine 100%ig klare und fundierte Aussage wird wohl niemand so richtig dazu treffen können. Wo beginnt ein Baukasten? Wo hört er auf? Welche Rechte darf ein Nutzer auf dem Server haben?
Meiner Meinung nach kommt es einfach auf die Perspektive an, aus der wir diese Frage betrachten.
Aus der Perspektive des Einsteigers,
der „einfach mal eine Website“ haben will, würde ich WordPress durchaus als Baukasten bezeichnen.
Denn als Quer-Einsteiger kann ich:
Aus der Sicht eines Webentwicklers
hingegeben, würde ich WordPress eher als Toolbox bezeichnen. Eine Toolbox, die mir vor allem Zeit spart.
Die Vorteile für Entwickler:
- Ausführliche Dokumentation
- Aktive Community
- Praktische Hooks und Filter im Core
- Einige Drittanbieter für Buchhaltung, Live-Chats etc. bieten bereits Lösungen für WordPress an
Doch viel wichtiger als in welche Kategorie wir das CMS persönlich einordnen und als was es in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird, ist die Frage wie das System funktioniert.
Wie funktioniert WordPress?
Der technische Aufbau
In der Theorie ist WordPress ein modulares System, das Design von Funktionen und Inhalten trennt.
Die Inhalte jeder Unterseite werden in einer Datenbank gespeichert, sodass diese unabhängig des Designs und der integrierten Funktionen bestehen bleiben.
Durch diesen Aufbau erhält der Nutzer ein hohes Maß an Flexibilität und Unabhängigkeit.
Denn:
- Das Design kann auf Wunsch schnell und einfach gewechselt werden
- Falls ein Theme nicht mehr gewartet wird, ist ein Umstieg auf ein modernes jederzeit möglich
- Die Inhalte bleiben nach einem Designwechsel bestehen
In der Praxis hingegen sieht es jedoch nicht ganz so rosig aus.
Denn in der Praxis überschreiten besonders kostenpflichtige Themes die Grenze zwischen Design und Inhalt immer regelmäßiger, sodass Anwender abhängig vom installierten Theme werden oder hohen Aufwand betreiben müssen, um das Design zu wechseln.
Tipp
Es liegt voll und ganz am User, ob er die Website schnell erstellen will und dabei in Abhängigkeiten gerät oder die Seite gut durchdacht aufbaut, um unabhängig zu bleiben.
Die Programmoberfläche
Nach der Installation des CMS kannst du im Backend der Website die Grundeinstellungen festlegen, das Design wählen und zusätzliche Funktionen in Form von Plugins installieren.
Inhalte erstellen
Ein weiterer Kernaspekt der Erfolgsgeschichte WordPress ist die einfache Verwaltung und Erstellung von Inhalten.
Zuerst können der Website verschiedene Benutzer hinzugefügt werden, die dann über die Rollen Administrator, Redakteur, Abonnent, etc. Zugriff auf verschiedene Funktionen der Website haben.
Und wer Zugriff auf die Beiträge und Seiten hat, der kann mit dem sogenannten Gutenberg-Editor einfach Texte erstellen, Fotos in den Beitrag integrieren und über Metaboxen Kategorien, Layouts und vieles mehr festlegen.
Und das völlig ohne Programmierkenntnisse.
Wie mit WordPress gestartet werden kann
WordPress hat sich in den letzten Jahren immer mehr vom reinen Blogging-System zu einem offenen Tool für die verschiedensten Einsatzbereiche entwickelt.
Selbst Apps sind mittlerweile mit WordPress möglich.
Die zwei gängigsten Wege, um mit WordPress zu starten sind wordpress.com und wordpress.org.
wordpress.com
Mit wordpress.com hat Matt Mullenweg 2005 den kommerziellen Zweig von WordPress eröffnet.
Hier kannst du dich registrieren, eine Domain wählen und deine WordPress Website mit den Themes und Plugins aus dem offiziellen Verzeichnis aufbauen.
Das geht schnell und ist mit Sicherheit näher an den Best Practices als die Verwendung von Premium-Themes bekannter Marktplätze.
wordpress.com ist zudem in den Möglichkeiten etwas eingeschränkt, um dem Anwender gewisse Sicherheiten zu bieten, die blutige Einsteiger und Hobbyblogger in der Regel auch schätzen.
Tipp
Eigene Plugins können ab dem Business-Tarif hochgeladen und verwendet werden.
wordpress.org
Wer etwas mehr aus der eigenen Website herausholen will, auf Premium-Themes setzt oder gar selber prgrammieren will, hat mit wordpress.org die richtige Anlaufstelle gefunden.
wordpress.org ist eine Plattform, auf der das System kostenfrei heruntergeladen werden kann. Wenn du das System anschließend bei einem Hoster installierst, der dir die Zugriffsrechte auf Datenbanken und FTP gibt, dann kannst du die Website beliebig erweitern.
Außerdem werden über wordpress.org Neuigkeiten verkündet, Dokumentationen angeboten, und die verfügbaren (kostenfreien) Themes und Plugins übersichtlich dargestellt.
Über das dazugehörige Forum können wir uns als Nutzer austauschen und uns Rat von anderen Community-Mitgliedern holen.
Tipp
Je spezifischer die Anpassungen und Änderungswünsche sind, je mehr technisches Know-How ist natürlich erforderlich, um die Wünsche umzusetzen.
Wie sich das CMS in Zukunft entwickeln wird
Online Shops mit WooCommerce
Mit dem hauseigenen Plugin WooCommerce kann die eigene Website in Handumdrehen in einen Online Shop verwandelt werden.
Mit entsprechenden Erweiterungen wie Germanized oder den zahlreichen Premium-Tools von MarketPress lässt sich der eigene WooCommerce-Store zudem auf die Anforderungen deutscher Gesetze anpassen.
Tipp
Lass deinen Online Shop vor dem Launch von einem spezialisierten Anwalt prüfen, um Steuerprobleme beim Verkauf und Versand in verschiedene Länder zu vermeiden.
Internationalisierung
WordPress bietet Entwicklern standardmäßig Übersetzungsfunktionen, mit denen Themes und Plugins übersetzt werden können.
Wie der offiziellen WordPress Roadmap zu entnehmen ist, soll sich in der vierten Phase der WordPress 5-Entwicklung noch einiges in Richtung Mehrsprachigkeit tun.
Ich gehe mal davon aus, dass es hierbei speziell um den Seiteninhalt geht.
Zahlreiche Plugins, wie zum Beispiel wie zum Beispiel das Flaggschiff WPML oder MultilingualPress, ermöglichen Anwendern derzeit die Übersetzung der Websitesinhalte. Je nach gewähltem Tool gibt es sogar spezielle Funktionen für beliebte PageBuilder.
Hier wäre eine Core-Funktion aus der Marketingperspektive natürlich wunderbar, um per Default eine breitere Nutzerbasis anzusprechen.
Notwendig ist eine erweiterte Übersetzungsfunktion meiner Meinung nach jedoch nicht, da es bereits professionelle Lösungen für die Übersetzungen von Themes, Plugins und dem Content gibt.
Multi-User-Editing
Ebenso steht das Multi-User-Editing in Phase drei der Gutenberg-Entwicklung an. Besonders für Plattformen mit mehreren Autoren wird WordPress damit noch interessanter.
Um den Martkanteil von WordPress weiter zu erhöhen kann ich mir gut vorstellen, dass es nun darum geht die großen Fische an Land zu ziehen. Also Zeitungen und Online Magazine.
Und wenn wir schon bei Multi-User-Editing sind, sollte der Umbruch genutzt werden, um ein tolles Benutzererlebnis für das gesamte Redaktionsteam zu schaffen.
Meine Vorschläge für die Teamarbeit in WordPress:
- User gruppieren (z.B. in Prduktverwaltung, Blog-Autoren, Landingpage-Team, SEOs etc.)
- Optionsseite mit Contentplan, der von Content-Managern gefüllt werden kann, bereitstellen (inklusive Checkboxen zum abhaken der erfüllten ToDos)
- Direktnachrichten an andere User senden (unabhängig der Nutzergruppe)
- Chat innerhalb einer User-Gruppe
- Blöcke, die ein anderer User bearbeitet, optisch hervorheben. Sobald ein zweiter User diesen Block bearbeiten will, wird der erste User gefragt, ob er die Kontrolle für den Block an den zweiten User abgibt.
- Einzelne Metaboxen nur für bestimmte Gruppierungen freigeben (z.B. die Yoast-Einstellungen nur für SEOs)
Tipp
Das Ziel sollte meiner Meinung nach sein, dass alles was das übergeordnete Thema „Content“ betrifft direkt in WordPress selbst organisiert werden kann.
So haben wir als Anwender alles auf einen Blick und die Excel-Tabellen mit Content-Ideen und sonstigen ToDos gehören der Vergangenheit an.
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Zusammenarbeit zwischen Automattic und Google zur Erstellung einer News-Plattform für kleinere Journalisten und Newsportale, die sich zukünftig voll auf die Inhalte konzentrieren sollen, anstatt mit der Technik dahinter zu hadern.
(Automattic ist die Firma hinter wordpress.com)
Geschwindigkeit
Über 30% aller Websites im gesamten Web sind mit WordPress erstellt.
Und da die Einstiegshürden bei WordPress sehr gering gehalten sind, wachsen viele Websitebetreiber erst nach und nach in das Technik-Thema hinein.
Das ist an sich kein Problem.
Jedoch werden fehlerhafte Konfigurationen meist erst entdeckt, wenn schon hunderte Artikel auf der Seite veröffentlicht wurden und die Seite gefühlte Ewigkeiten lädt.
Eine denkbar schlechte Kombination
WordPress selbst achtet sehr stark auf Abwärtskompatibilität, die User verwenden oft überladene Themes, zu viele Plugins und sparen noch häufiger beim Hosting.
Diese Kombination sorgt dafür, dass einige WordPress Websites drei, vier oder gar fünf Sekunden Ladezeit haben. Und das am Desktop. Mobil sind diese dementsprechend nicht zu gebrauchen.
Auch wenn WordPress selbst die fehlende Sachkenntnis der Nutzer nicht wettmachen kann, so kann das Team zumindest am eigenen System arbeiten und dieses optimieren.
Für die Speed-Optimierung von WordPress hat sich vor einiger Zeit Google eingeschaltet, sodass nun gemeinsam an einem schnelleren System gearbeitet wird.
Ausblick: Ein System für alle Fälle
Die Kombination aus einem großen, internationalen Blog, der über Suchmaschinen und Social Media Traffic generiert und diesen anschließend mit dem eigenen WooCommerce-Store monetarisiert. Das klingt schon ziemlich perfekt.
Wir dürfen gespannt sein, was die Zukunft bringt.